Historikerin
Dr. habil. Edith Raim †
Wissenschaftliche Leitung
Schon am Gymnasium begann Edith Raim (* 31.7.1965–2.7.2025) im Rahmen eines Schülerwettbewerbes Deutsche Geschichte mit der historischen Aufarbeitung des Außenlagerkomplexes Kaufering des KZ Dachau. Das Thema NS‑Geschichte und deren Spuren in der Nachkriegszeit ließen sie ab da nicht mehr los.
Ab 1984 studierte sie Geschichte und Germanistik in München und Princeton (USA) und war Stipendiatin der Studienstiftung.
1991 wurde sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit zu den Dachauer KZ-Außenlager-Komplexen Kaufering und Mühldorf zum Dr. phil. promoviert.
Zwischen 1991 und 1995 war Edith Raim Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Durham, Großbritannien. Es folgten Stationen im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn und ab 1999 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte in München.
2012 habilitierte sich Raim mit einer Arbeit zur „Justiz zwischen Diktatur und Demokratie. Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945 – 1949“ an der Universität Augsburg.
2016/17 war die Historikerin Senior Fellow am Vienna-Wiesenthal-Institut.
Edith Raim ist Lehrbeauftragte an der Universität Augsburg für Neuere und Neueste Geschichte. Sie hat eine Vielzahl von Publikationen zur Kultur-, Sozial- und Rechtsgeschichte der Weimarer Republik, der NS-Diktatur und der frühen Nachkriegszeit.
Seit Juli 2024 hatte sie die leitende Stelle der wissenschaftlichen Projektleitung beim Verein dieKunstBauStelle e. V. inne.
Am 1. Juli 2025 verstarb Dr. Edith Raim nach schwerer Krankheit in Landsberg am Lech. Trotz ihrer gesundheitlichen Einschränkungen blieb sie bis zuletzt unermüdlich engagiert und prägte unsere Arbeit als wissenschaftliche Leitung mit großem Fachwissen, klarem Blick und menschlicher Tiefe. Ihr Wirken und ihre Persönlichkeit werden uns fehlen – ihr Vermächtnis bleibt.
Foto: Wolfgang Hauck
Publikationen
Auswahl:
- Die Dachauer KZ-Außenkommandos Kaufering und Mühldorf: Rüstungsbauten und Zwangsarbeit im letzten Kriegsjahr 1944/45 (zugleich Dissertation an der Universität München 1991), Landsberger Verlagsanstalt Martin Neumeyer, Landsberg am Lech 1992, ISBN 3-920216-56-3
- Ein Ort wie jeder andere. Bilder aus einer deutschen Kleinstadt. Landsberg 1923-1958, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1995. (Herausgegeben mit Martin Paulus und Gerhard Zelger), ISBN 978-3499199134
- Überlebende von Kaufering. Biografische Skizzen jüdischer ehemaliger Häftlinge, Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3938690970
- Zwischen Krieg und Liebe. Der Dichter Jehuda Amichai, Metropol, Berlin 2010. (gemeinsam mit Renate Eichmeier), ISBN 978-3-940938-98-5
- Justiz zwischen Diktatur und Demokratie. Wiederaufbau und Ahndung von NS-Verbrechen in Westdeutschland 1945 – 1949 (zugleich Habilitationsschrift an der Universität Augsburg, 2012), Oldenbourg, München 2013, ISBN 978-3486704112
- Nazi Crimes against Jews and German Post-War Justice: The West German Judicial System During Allied Occupation (1945–1949), De Gruyter/Oldenbourg, Berlin 2015, ISBN 978-3110300574
- Ein Bericht über eine Akademie: die Bayerische Akademie der Schönen Künste von 1948 bis 1968, Bayerische Akademie der Schönen Künste, München 2018.
- „Es kommen kalte Zeiten“: Murnau 1919–1950, Volk Verlag, München 2020, 2. Auflage 2021, ISBN 978-3862223510
- The Rise of National Socialism in the Bavarian Highlands. A Microhistory of Murnau, 1919–1933, Routledge/Taylor & Francis, London/New York 2022, Paperback 2023, ISBN 978-1032003719
- Revolution und Reaktion. Die Anfänge der NS-Bewegung im bayerischen Oberland 1919 bis 1923, Allitera Verlag, München 2023 (gemeinsam mit Ulrike Haerendel, Marion Hruschka und Susanne Meinl herausgegeben), 2. Auflage 2023, ISBN 978-3962333348
- Der jüdische Mäzen und die Nazis. James Loeb und Murnau 1919–1933, Berlin 2024, ISBN 978-3111235202
Danksagung
Wir nehmen Abschied von
Dr. Edith Raim
und sagen: Danke.
Sie war Ratgeberin, Forscherin, Wegbegleiterin. Und ein Mensch, der mit Haltung, Wissen und unermüdlicher Kraft für uns alle prägend war.
Edith Raim gehörte zu jener Generation, für die Erinnerungsarbeit noch ein Wagnis war – verbunden mit Mut, Rückgrat und Beharrlichkeit. Und auch der Bereitschaft mit Ablehnungen umzugehen. Sie stellte sich Anfeindungen, Ausgrenzung und Gleichgültigkeit entgegen – mit einer Klarheit, die uns alle beeindruckt hat.
Davor verneigen wir uns.
Am 15. Juli 2025 haben wir sie zur letzten Ruhe begleitet. Zurück bleiben ihre Werke – und eine große Leere. Wir vermissen ihre Stimme. Ihren Blick. Ihr Wissen. Wir wollen weitertragen, was wir gemeinsam begonnen haben.
In Trauer und Dankbarkeit:
Wolfgang Hauck, Toby Axelrod, Soungalo Bagayoko, Margaretha Bissinger-Götz, Oliver Brentzel, Helga Deiler, Dr. Andreas Eichmüller, Edmund Epple, Katharina, Erlenwein, Sabine Ewendt, Susanne Futterknecht, Markus Hehl, Lilli Huber, Sepp, Huber, Lennart Hüper, Christian Karlstetter, Rainer E. Klemke, Klaus König, Alois Kramer, Charles Koton, Conny Kurz, Beatrice Liebsch, Michael Lutzeier, Sieglinde Müller, Sarah Nägele, Orce Jimenez Gonzalo Pablo, Rita Roth, Jörg Roth, Julia Carla Schmidt, Andrea Schmelzle, Jannis Schmelzle, Kurt Tykwer, Susanne Zehentbauer, Jakob Wolf, das Team von „dieKunstBauStelle“ und „das Labyrinth“ und alle Mitwirkenden der Projekte zur Geschichte und Erinnerung.
Trauerrede Prof. Dr. Stefan Paulus
Nachruf von Ellen Presser
Jüdische Allgemeine
22. Juli 2025 Nachruf von Ellen Presser
Danksagung der EVZ
